Wahre Kriminalfälle
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Komplex Zeitungen

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Beitrag von pfiffi Di Sep 10, 2013 2:51 am

Mich würde interessieren: Wie schätzt Ihr das Indiz "zeitungen" ein?

PS: Ja, ich bin der Admin, habe mir aber einen "normalen" Schreibaccount zugelegt.

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Beitrag von pfiffi Di Sep 10, 2013 7:27 am

Für mich eines der deprimierendsten "Indizien" des Falls. Um aus einem völlig unverfänglichen Tatbestand - BT hatte also Zeitungen im Hause, how interesting - überhaupt ein Indiz basteln zu können, musste das Gericht 3 ad hoc Hypothesen annehmen (siehe Urteil).
- Es muss einen Packfehler gegeben haben (die falsche Stadtteilausgabe war "leider" nicht hinweg zu diskutieren)
- Der fehlende Nachweis von DNA-Spuren der Mitarbeiter, die die Zeitungen in die Tüte gelegt haben, muss per "schlechter Spurenleger" erklärt werden
- Dem Täter wird unterstellt, er habe dadurch die Entdeckung CBs verhindern wollen (eher war es gegenteilig)

Ferner: Der Täter BT hat zwar Tatwaffe und Tatwerkzeug mustergültig entsorgt, hat auch die Tüte, in der die Zeitungen waren, natürlich verschwinden lassen, aber die Zeitungen selber nimmt er mit nach Hause...

Nach allen Standards vernünftiger Unterredung ist die Version des Urteils einfach hanebüchen. ich sehe eine solch einseitige Auslegung, die auch vor lebensfremden Konstruktionen nicht zurückschreckt, nicht mehr durch die freie beweiswürdigung gedeckt.

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Beitrag von Aberdeen So Sep 15, 2013 12:10 am

Ja, volle Zustimmung. Es liest sich im ersten Moment sehr schön, dieses "Zeitungsindiz"; richtig Columbo-mäßig und ich dachte beim ersten Lesen auch, klare Sache. Denn man kann sich natürlich leicht vorstellen, dass ein Täter die Möglichkeit einer Identifikation über Stadtteilausgaben übersieht. Als Nichtzeitungsleser wäre mir persönlich so etwas wahrscheinlich nicht in den Sinn gekommen. Auf der anderen Seite gehe ich aber davon aus, dass ein Täter generell nicht unnötigerweise Dinge vom Tatort bei sich zu Hause aufbewahrt. Es sei denn es Teil einer Beute oder eine Trophäe. Hiervon ist aber wohl im Fall "Böhringer" nicht auszugehen.
Die Vorstellung ist dann auch noch, dass B. T. die Zeitungen nicht nur vom Tatort entfernt haben soll. Nein, er hätte sie dann nach den Vorstellungen sogar noch gemütlich bei sich Zuhause gelesen (bis auf die SZ) und dann, wie selbstverständlich, im Altpapier in seiner Wohnung aufbewahrt. Dies wiederum setzt seine weitere Annahmen voraus, welche die Kammer zwar so nicht getroffen hat, die aber meiner Ansicht dazu gehören:

a) trotz aller Planung und z. T. sehr vorsichtigem Vorgehen hatte der Täter echte "Aussetzer", die irgendwie erklärt werden müssen und
b) muss der Täter ein hohes Ausmaß an Skrupellosigkeit bzw. Abgebrühtheit aufweisen.

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Beitrag von pfiffi So Sep 15, 2013 1:22 am

Aberdeen schrieb:trotz aller Planung und z. T. sehr vorsichtigem Vorgehen hatte der Täter echte "Aussetzer", die irgendwie erklärt werden müssen
Gut, da könnte man noch mit Geständniszwang argumentieren, andererseits wird ein Täter, der eine Person geötet hat, zu der er ein nahes, wenn auch zT problematisches Verhältnis hatte, das bedürfnis haben, diese Tat möglichst weit von sich zu schieben - wie Du ja auch selber andeutetest. Also, die zeitungen mitzunehmen, das passt hinten und vorne nicht, nachdem BT (unterstellt, er sei es gewesen) so clever war, alles andere erfolgreich beiseite zu schaffen.

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Beitrag von Aberdeen So Sep 15, 2013 1:55 am

Stell Dir das nur mal in Ruhe vor, wie B. T. wenige Stunden, nachdem er seine Tante grausam erschlagen hat, daheim am Küchentisch sitzt, Kaffee trinkt und in der AZ liest, die er vom Tatort gestohlen hat ....? Das wäre echte Nervenstärke ....

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Beitrag von pfiffi Do Okt 03, 2013 10:06 am

Aus einem Beitrag von mir bei allmy:

http://www.allmystery.de/themen/km75045-492#id10803754

pfiffi schrieb:Um die Entdeckung ein klein wenig hinauszuzögern - nachdem der Täter (ob nun BT oder sonstwer) ganz offenkundig erfolgreich Tatwaffe und Tatkleidung entsorgt hat -, begibt man sich nochmals an den Tatort, ins Risiko? Ich habs vor Wochen schon mal geschrieben/vermutet, sage es nochmal: Die Zeitungen und ihr Verschwinden müssen gar keinen Bezug zur Tat gehabt haben. Wäre ein klassischer Fall von "falscher Spur". Ein Mensch ohne jeden Bezug zur Tat gelangt im Parkhaus an CBs Eingangstür (die nicht als solche erkennbar ist, jedenfalls nicht auf den ersten Blick), sieht dort Zeitungen hängen, hält sie für Werbefreiexemplare und nimmt sie mit...soooo lebensfern ist das nicht. Bei uns im Hausflur hängen (oder hingen) immer mal wieder Freiexemplare des Hamburger Abendblatts in Tüten an der Haustür. ich biete diese Erklärung an, weil ich mir partout nicht erklären kann, warum ein Täter - egal wer - für einige wenige Stunden Zeitgewinn (wofür? Das Entsorgen der Tatwerkzeuge hat doch offenbar glänzend funktioniert) an diesen Tatort zurückkehren sollte. Zu einer Leiche im Wald, um nochmal Nachschau zu halten, ob man was übersehen habe...okay! Aber in diesen quasi öffentlichen Raum? Eine Parkgarage? Je mehr ich darüber nachdenke, desto absurder kommt mir das vor.
(...)
Wenn er der Täter war, wäre es absurd, für einen (gar nicht vorhandenen) Zeitgewinn an der Tür herumzufummeln und die Zeitungen zu klauen. Selbst wenn wir unterstellen, BT sei der Täter, und er habe denselben Denkfehler gemacht, dem auch StA und Gericht erlagen - der Klau der Zeitungen bedeute einen minimalen Zeitgewinn -, dann wäre das Risiko, beim Herumfummeln an der Tür mit den Zeitungen entdeckt zu werden, in keinem Verhältnis zum Ertrag. Zumal die Tatwaffe ja sehr geschickt entsorgt wurde. Wozu war der Zeitgewinn denn nötig? Das ist die Frage, die sich mir hier stellt? Wozu dieser Zeitgewinn?

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